Mit der Überarbeitung des Regelblattes 19 (ÖWAV 2007) wurde in Österreich der Stand der Technik für Mischwasserentlastungen neu definiert und ein detailliertes Nachweisverfahren gefordert. Bei Entlastungsbauwerken kann ein so genannter Sedimentationswirkungsgrad für Abfiltrierbare Stoffe (AFS) angesetzt werden. Allerdings gibt es nur wenige Untersuchungen, die einen Hinweis auf die Größenordnung dieses Parameters geben, zumal in-situ Untersuchungen an Mischwasserentlastungsbauwerken in der Regel sehr zeit- und kostenintensiv sind. Um dieses Wissensdefizit zu verkleinern, wurden Untersuchungen an einem Vorklärbecken als Ersatzbauwerk durchgeführt und mittels Online-Messsystem eine automatisierte Messdatenerfassung realisiert. Nach eingehender Datenaufbereitung konnten Rückhaltewirkungsgrade für Abfiltrierbare Stoffe unter verschiedenen Betriebsbedingungen, Wetterverhältnissen und hydraulischen Belastungszuständen berechnet werden. Das Ergebnis der Messdatenauswertung zeigt erstmals eine Dynamik der Feststoffsedimentation, die von mehreren Parametern wie Hydraulik, Abwassermatrix und Geometrie beeinflusst wird. Daraus folgt, dass die für die Bemessung von Bauwerken der Mischwasserbewirtschaftung empfohlene Oberflächenbeschickung für die Absetzleistung in einem Becken teilweise nicht die dominierende Rolle spielt. Die vorliegenden Untersuchungen zeigen, dass bei der Abschätzung des Sedimentationswirkungsgrades der Einfluss der Abwassermatrix, der Tagesgang und die Transportvorgänge im Kanal nicht vernachlässigt werden sollen.