Als die von Schrumpfung am stärksten betroffene Stadt Österreichs spannt die obersteirische Bergbaustadt Eisenerz ein Feld an Fragen auf, das sich erst durch die Entflechtung der Negativberichterstattung auch als basale Suche nach Identitäten und Besonderheiten verstehen lässt. Mit den ehemaligen Arbeiterwohnungen in den „Kastenhäusern“ identifiziert die Autorin eine stadträumlich und historisch signifikante Großstruktur in Eisenerz, die sie analysiert, bewertet und erzählerisch/entwerferisch weiter entwickelt: Bauliche Eingriffe werden durch die Anpassung an die Lebens- und Arbeitsumstände ihrer potenziellen Bewohnerschaft variiert und als vielschichtige Möglichkeiten zur individuellen ebenso wie kollektiven Aneignung räumlicher Ressourcen in Szenarien illustriert. „Leerstand“ neu und positiv gelesen kann „Möglichkeitsräume“ aufzeigen wie neue Energie entwickelt werden könnte, indem Vorhandenes ebenso rigoros – vom Abriss bis zum Ersatzneubau – wie gestalterisch überzeugend neu bewertet wird. Mit persönlichem Engagement, Interviews, detaillierten Illustrationen und hochwertigem Bild- und Anschauungsmaterial kommuniziert die Arbeit dabei ihre Vision ebenso in die Breite, wie sie durch Aufbau, thematische Entwicklung und Literatur ihre politische Relevanz und gesellschaftlichen Anspruch im aktuellen Kontext der tiefgreifenden Transformationsprozesse regionaler Strukturen belegt. Die spezifischen Stärken ebenso wie neu zu entwickelnde Kompetenzen der Architektur werden hier relevant, dringlich und vor allem konkret für Fragen nach nachhaltiger Raumentwicklung forschend eingebracht, indem sie Möglichkeitsräume rational und analytisch ebenso wie mit Anspruch an sinnlich-affizierende Qualitäten formuliert und damit den notwendigen Transformationen gebauter Umwelt kulturelle Verantwortung – Architektur – abverlangt.