Aus ökologischen und volkswirtschaftlichen Gründen kann man die
mitteleuropäische Stadt der Zukunft als weitgehend bereits gebaut
erachten. Bauen im Bestand und die Nachverdichtung bestehender urbaner
Bauformen zur effizienteren Infrastrukturnutzung gelten international
längst als anerkannte Nachhaltigkeitsstrategien, werden aber bislang
kaum über das Einzelobjekt hinaus angewandt. Das mit diesem Buch
vorliegende Nachverdichtungsmodell für Gründerzeitquartiere bietet
hierfür einen konkreten architektonischen und städtebaulichen
Lösungsansatz, ohne das kulturelle Erbe der alten europäischen Städte in
Frage zu stellen.
Mit einer Verschränkung von analytisch –
empirischen und entwerferischen Methoden wird untersucht, ob und unter
welchen Voraussetzungen die Stadterweiterungsgebiete der Gründerzeit
eine adäquate und auch quantitativ relevante Ressource zur nachhaltigen
und gleichzeitig bestandsschonenden Stadtentwicklung darstellen und
damit einen Beitrag zu einem zeitgemäßen und diversifizierten
innerstädtischen Wohnungsangebot leisten können. Im Zentrum der
Betrachtung stehen nicht das einzelne Bauobjekt und seine Parzelle,
sondern der gesamte Block und sein Quartier als städtebauliche und
bautypologische Einheit. Gegenüber der Einzelbetrachtung bietet diese
Herangehensweise nicht nur den Vorteil größerer technischer,
infrastruktureller und energetischer Synergien, auf diese Weise lässt
sich auch dem baukünstlerischen Charakter der stadtbildprägenden
Blocktypologie wesentlich besser gerecht werden.
Dabei wird
nachgewiesen, dass das herausgearbeitete Nachverdichtungsmodell sowohl
in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht Potenziale aufzeigt, die
eine echte Alternative zum Einfamilienhaus am Stadtrand bieten und
sogar in stark wachsenden Städten die Frage nach zusätzlichem Bauland
obsolet machen können.