Gesetzliche Bestimmungen verpflichten Vorarlberger Kommunen zur Durchführung des Winterdienstes, dem witterungsbedingt von verschiedenen Seiten jedes Jahr aufs Neue großes Interesse entgegengebracht wird. Primäres Ziel ist es dabei, die sichere Befahr‐ und Begehbarkeit der kommunalen Verkehrsflächen auch bei winterlichen Verhältnissen zu gewährleisten. Trotz einer angestrebten Minimierung von Kosten und Umweltbelastungen gilt es dabei von Seiten der Gemeinden, für eine reibungslose und vor allem sichere Nutzung der Flächen in ihrem Zuständigkeitsbereich Sorge zu tragen.
Regelmäßig führen diese unterschiedlichen Interessen in der Praxis zu Konflikten zwischen verschiedenenParteien.
Im Rahmen des Pilotprojekts VAWI (VorArlberger WInterdienst) mit ausgesuchten interessierten
Vorarlberger Städten und Gemeinden soll diese Problematik eines effizienten, rechtssicheren Winterdienstes aufgearbeitet werden, um für die teilnehmenden Kommunen in weiterer Folge Lösungen für die Tourenplanung, Tourenoptimierung, Einsatzsteuerung, automatisierte Protokollierung und Abrechnung von Subunternehmern zu finden.
In der forschungsnahen Praxis besteht noch keine endgültige Einigkeit über den bestmöglichen Einsatz abstumpfender und auftauender Streumitteln durch die ausführenden Kräfte des Winterdienstes.
Während für das hochrangige Straßennetz auf Bundes‐ und Länderebene bereits Richtlinien ausgearbeitet wurden, ist der effiziente Einsatz von Streumitteln im nachgeordneten Straßennetz sowohl aus organisatorischen als auch technischer Sicht weit weniger erforscht. Es ist zu erwarten, dass der bisher sehr kleinräumig organisierte Winterdienst durch eine gemeindeübergreifende Koordination effizienter gestaltet werden kann. Die Arbeitshypothese einer Effizienzsteigerung durch Zusammenschluss zu größeren Gebiete soll den bisher erprobten ad‐hoc Entscheidungen auf Gemeindeebene gegenübergestellt werden. Daher wird zu Beginn der anerkannte Stand der Technik aufgearbeitet.
Daneben muss der rechtliche Rahmen hinsichtlich des Winterdienstes auf Gemeindeebene geklärt
werden, um die Rahmenbedingungen und den Gestaltungsspielraum abstecken zu können. Dabei gilt
es auf ein Kostenminimum bzw. ein Minimum des Materialeinsatzes abzuzielen, ohne die Grundvoraussetzung in puncto Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer und die Mitarbeiter des Vorarlberger Winterdienstes zu vernachlässigen. Es gilt dabei zu klären, ob die Arbeiten, die im Rahmen gesetzlicher (oder vertraglicher) Verpflichtungen verrichtet werden müssen, angemessen, in der richtigen Intensität und somit ordnungsgemäß erfolgen bzw. ob eine allenfalls unzureichende Betreuung entschuldbar bzw. nicht zumutbar erscheint. Auch ob die getroffenen Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt und in einer überlegten Reihenfolge durchgeführt werden, ist dabei von Bedeutung. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass die Erkenntnisse auf den Vorarlberger Winterdienst abgestimmt und unmittelbar praktisch einsetzbar sind.
Im Rahmen des Projekts werden jedoch nicht nur Erkenntnisse aus dem Stand der Technik, sondern
auch die durch die Empirie gewonnene Erfahrung der ausführenden Organe im Winterdienst in Vorarlberg berücksichtigt. Diese Kombination der einfließenden Faktoren garantiert eine effiziente und zugleich praxisbezogene und durchführbare Form des zukünftigen Straßenwinterdienstes im Projektumfeld.
Es wird auf diese Weise möglich, die in einzelnen geographischen Gebieten (Gemeinden/
Bezirke) etablierten Gewohnheiten bezüglich des Winterdienstes aufzubrechen, und durch
Kombination mit weiteren Erfahrungen und dem Stand der Technik die Tätigkeiten und Abläufe effizienter zu gestalten.
Besonderes Augenmerk wird in diesem Projekt auf die Nutzung von Synergien gelegt, die durch die
Zusammenarbeit mit den 96 eingebundenen Gemeinden entstehen und die zu einer weiteren Steigerung der Effizienz führen. Durch eine geeignetere Verteilung der Einsatzfahrzeuge unterschiedlicher Art in den zahlreichen Depots wird eine schnellere Reaktion im Räumprogramm möglich. Durch bessere Kombinationen der Straßenzüge zu Räumrouten einzelner Einsatzfahrzeuge mit Hilfe von mathematischen Algorithmen (derzeit Räumstopp an Gemeindegrenzen) sind sinnvollere und kostensenkende Routenplanungen möglich. Durch neue Erkenntnisse im Materialmanagement sowie im Betriebsmitteleinsatz werden die entstehenden Kosten weiter gesenkt. Durch den Einsatz neuester Sensortechnik und Tourenaufzeichnung am Einsatzfahrzeug wird eine Datengrundlage geschaffen, die in folgenden Saisonen den Einsatz von Streumitteln und Fahrzeugkilometern immer weiter optimiert.
Das Hauptziel liegt dabei in der Entwicklung von Grundsätzen, nach denen die ausführenden Kräfte
im Winterdienst laufend entscheiden können, wie eine sinnvolle (optimierte) Verwendung von
Streumitteln zu gestalten ist. Es wird auf Basis der oben genannten Eingangsparameter die Ausbringung der Streumittel gesteuert.