Abwasser enthält von Grobstoffen bis hin zu kolloiden Substanzen ein breites Spektrum an Feststoffen. Einer der wichtigsten physikalischen Parameter im Abwasser ist der Anteil der gesamten Feststoffe. Dieser setzt sich aus flotierbaren, absetzbaren, kolloiden und gelösten Anteilen zusammen. Diese Arbeit beschreibt das Absetzverhalten von Feststoffen in Rohabwasser im Allgemeinen sowie das Absetzverhalten von Abwasser in Vorklärbecken einer Kläranlage und in einem Mischwasserüberlaufbecken im Speziellen. In der Literatur werden einige Messvorrichtungen zur Bestimmung des Absetzverhaltens in Rohabwasser beschrieben, die meisten davon sind allerdings auf das Absetzverhalten von Belebtschlamm im Nachklärbecken ausgelegt. Die Charakteristik von Rohabwasser unterscheidet sich jedoch maßgeblich von der des Belebtschlamms, da die Partikel nicht homogenisiert sind und eine deutlich größere Streuung im Absetzverhalten aufweisen. In dieser Arbeit wird eine neue Messvorrichtung entwickelt. Dabei wurde versucht, ein Maximum an Absetzparametern zu berücksichtigen, so dass umfassende Studien mit der Messeinrichtung möglich sind. Die Einrichtung ist einfach zu benutzen und günstig herzustellen. Eine Vielzahl von Experimenten wurde im Labor des Instituts sowie direkt vor Ort auf der Kläranlage Graz Gössendorf durchgeführt. Es wurden drei identische Messeinrichtungen hergestellt, um Versuche parallel durchführen zu können und um die Forschungsarbeit zu beschleunigen. Die Versuche wurden bei Trockenwetter- und Mischwasserabflussbedingungen durchgeführt, um die Unterschiede im Absetzverhalten bei diesen Systemzuständen beschreiben zu können. Die Untersuchungen unterstützen die Auslegung von Vorklär- und Mischwasserüberlaufbecken. Die Ergebnisse zeigen, dass im Rohabwasser drei Fraktionen identifiziert werden können, nämlich schnell absetzbare Stoffe, Schwebstoffe und Schwimmstoffe. Absetzzeiten in der Messeinrichtung lagen zwischen 3 Minuten und 2 Stunden. Absetzparameter wie Partikelgröße, Absetzgeschwindigkeit, Feststofftyp (z.B. organisch/anorganisch), Form der Partikel etc. wurden bestimmt. Es wurde festgestellt, dass sich der Großteil der Feststoffe innerhalb der ersten 10 Minuten mit einer Absetzgeschwindigkeit von über 10 m/h absetzt. Zur Abschätzung der organischen Verschmutzung an den Festsoffen wurde der chemische Sauerstoffbedarf ebenfalls bestimmt. Die Absetzversuche wurden mitgefilmet und die Videos ausgewertet. Die Videoanalysen zeigen Partikelgrößen zwischen 0.1 und 350 mm² und Absetzgeschwindigkeiten im Bereich von 0.5 bis 3.5 cm/s (18 bis 126 m/h). Die durchgeführten Untersuchungen geben wichtige Anhaltspunkte für die Dimensionierung von Mischwasserüberlauf- und Vorklärbecken und werden zukünftig für die Modellierung dieser Becken zum Einsatz kommen.