Das Schwerefeld der Erde und seine zeitliche Änderung ermöglichen wertvolle Einblicke in das dynamische System unseres Planeten. Da es Rückschlüsse auf Massenvariationen an der Erdoberfläche zulässt, können verschiedene Prozesse wie der kontinentale Wasserkreislauf, das Abschmelzen von Eiskappen oder Ozeanströmungen untersucht werden. Satellitenmissionen wie GRACE und GRACE Follow-On, erfassen die zeitlichen Änderungen des Erdschwerefeldes in Form von monatlichen Schnappschüssen mit einer Verzögerung von etwa zwei Monaten. Um jedoch kurzlebige Ereignisse wie Hochwasser zu detektieren, reicht die zeitliche Auflösung von einem Monat nicht aus. Dafür werden zeitnahe, hochfrequente Messungen des Schwerefeldes benötigt.
In der vorliegenden Arbeit werden die theoretischen Grundlagen und die Implementierung eines Nahe-Echtzeitsystems für die Bestimmung des Erdschwerefeldes mit täglicher Auflösung präsentiert. Aufbauend am bereits erfolgreich eingesetzten Kalman-Filter Ansatz, wurde ein Technologiedemonstrator eingerichtet. Während eines dreimonatigen operationellen Testlaufs konnten globale Schwerekarten mit einer Verzögerung von unter einem Tag bestimmt werden, die als experimenteller Datensatz am Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation des DLR eingesetzt wurden.