Die Kykladeninsel Tinos ist für unzählige, prächtig gestaltete Taubenhäuser bekannt und zugleich die heilige Insel der Griechisch-Orthodoxen Kirche. Die Publikation versucht das historische Ökosystem der Insel darzustellen. Bauten und Baudetails werden nach einem architekturethnologischen Ansatz untersucht. Interessant sind die vielen zweischiffigen Kirchen, die mit der etwa zur Hälfte römisch-katholischen Bevölkerung zusammenhängen. Diese Sakralbauten wurden fast alle unter Verwendung von Kraggewölben errichtet, das auch für Wohnhäuser, Wind- und Wassermühlen, Quellfassungen, Brunnen-, Wasch- und Wasserhäuser, Stallungen und Bootshäuser verwendet wurde. Konstruktiv ist die Insel archaisch. Es gibt aber auch immer noch ganz eigenartige hölzerne Fallenschlösser für Türen und Bienenhaltung in Amphoren. Es konnte eine Architekturentwicklung skizziert werden, die oft auf äußere Einflüsse zurückgeht. So brachten die Osmanen die Taubenhäuser, obwohl heftig bestritten, auf die Insel und viele Stallbauten müssen auf mehrere extrem kalte Winter in der Vergangenheit zurückgehen. Es werden Beispiele von fast allen Bautypen in Photos und maßstäblichen Plänen wiedergegeben sowie funktional und konstruktiv besprochen. Es wird den Kultur- und Naturlandschaften der Insel Raum gegeben. Die Arbeit ist ein Zeitdokument einer inzwischen auch auf Tinos dem Untergang geweihten kulturellen Ökonische, die im Schatten von Mykonos etwas zeitversetzt ihre Besonderheiten durch moderne Lebensformen und neue kommerzielle Rahmenbedingungen verliert.